ÖGfE-Umfrage: Für ÖsterreicherInnen kommt EU-Konsolidierung vor weiteren Erweiterungen

Vor dem Hintergrund der aktuellen Entwicklungen in der Türkei erhält die morgige Präsentation der Fortschrittsberichte zur EU-Erweiterung zusätzliche Brisanz. Die jährliche EU-Erweiterungsumfrage der Österreichischen Gesellschaft für Europapolitik (ÖGfE) zeigt, dass die Mehrheit der ÖsterreicherInnen einer Aufnahme neuer Mitglieder konstant kritisch gegenübersteht.
In der aktuellen Umfrage halten insgesamt 24 Prozent der Befragten die „Erweiterung der EU um weitere Mitgliedstaaten“ für „sehr wichtig“ (6 Prozent) bzw. „wichtig“ (18 Prozent). Insgesamt 72 Prozent betrachten sie als „weniger wichtig“ (40 Prozent) bzw. „gar nicht wichtig“ (32 Prozent). Dagegen wird eine „Vertiefung der Zusammenarbeit der EU-Mitgliedstaaten“ von insgesamt 85 Prozent als „sehr wichtig“ (47 Prozent) oder „wichtig“ (38 Prozent) empfunden. 14 Prozent halten dies für „weniger wichtig“ (12 Prozent“) oder „gar nicht wichtig“ (2 Prozent).
Was eine etwaige EU-Mitgliedschaft der Türkei betrifft, so zeigen sich die ÖsterreicherInnen sehr skeptisch. 10 Prozent würden ihren EU-Beitritt begrüßen, 80 Prozent jedoch ablehnen (8 Prozent: „egal“).
Ein Viertel der ÖsterreicherInnen (24 Prozent) meint, unser Land sollte sich besonders dafür einsetzen, dass die Länder des Westbalkans Teil der EU werden. 57 Prozent sehen dies nicht als Priorität österreichischer Außenpolitik (20 Prozent „weiß nicht/Keine Angabe“).
Was die Zustimmung zu einem EU-Beitritt der einzelnen Länder am Westbalkan betrifft, so sind im Meinungsbild der ÖsterreicherInnen kaum Unterschiede auszumachen. Ein Viertel bis ein Fünftel zeigt sich positiv, etwa die Hälfte äußert sich ablehnend. Im Lauf der vergangenen sechs Jahre hat sich die Einstellung zu den Beitrittsaspiranten wenig geändert.
Die geringsten Vorbehalte, was eine zukünftige EU-Mitgliedschaft betrifft, bringen die ÖsterreicherInnen aktuell Bosnien-Herzegowina entgegen. 26 Prozent wären für den EU-Beitritt des Landes, ebenfalls 26 Prozent äußern sich indifferent, 46 Prozent jedoch ablehnend (Rest auf 100 Prozent „weiß nicht/Keine Angabe“ / gilt auch für folgende Werte). Etwa gleichauf liegt Serbien (26 Prozent „begrüßen“, 18 Prozent „egal“, 51 Prozent „ablehnen“), gefolgt von Montenegro (22 Prozent: „begrüßen“, 19 Prozent „egal“, 53 Prozent: „ablehnen“), Mazedonien/FYROM (23 Prozent: „begrüßen“, 19 Prozent „egal“, 53 Prozent: „ablehnen“), dem Kosovo (19 Prozent: „begrüßen“, 27 Prozent: „egal“, 51 Prozent: „ablehnen“) und Albanien (20 Prozent: „begrüßen“, 22 Prozent: „egal“, 52 Prozent: „ablehnen“).
Die Umfrage wurde von der Sozialwissenschaftlichen Studiengesellschaft vom 18. bis 24. Oktober 2016 im Auftrag der ÖGfE durchgeführt. Befragt wurden österreichweit 528 Personen per Telefon (repräsentativ für die österreichische Bevölkerung ab 16 Jahre/Gewichtung nach Geschlecht, Alter und Bildung). Maximale Schwankungsbreite ca. +/- 4,5 Prozent. Differenz auf 100 Prozent aufgrund gerundeter Werte.