Katalonien fährt sehenden Auges gegen die Wand (Gastkommentar Paul Schmidt, Kleine Zeitung)

Die Situation eskaliert. Seitdem die Unabhängigkeitsbefürworter in regulären Wahlen keine Mehrheit für die Loslösung Kataloniens bekamen, setzt die Regionalregierung auf Zuspitzung und eine – aus ihrer Sicht legitime – Volksabstimmung. Ein Vorhaben, das der spanische Verfassungsgerichtshof allerdings für illegal erklärte. Die spanische Regierung wird als Außenfeind in Szene gesetzt, die Auseinandersetzung als Match zwischen einem „Post-Franco-Regime“ und den „Verteidigern der Demokratie“ hochstilisiert. International positioniert sich die katalanische Regierung als Opfer, während zu Hause Gegenmeinungen und Rechtsstaat – mit Blick auf die gewünschte Selbstbestimmung – beiseitegeschoben werden.

Madrid hat es verabsäumt, rechtzeitig Brücken zu bauen. Während die spanische Politik – mit dem Ende der Franco-Diktatur – ihren Weg aus dem kastellanischen Nationalismus und – mit dem Ende des ETA-Terrorismus – aus dem baskischen Nationalismus gefunden hat, ist es bis heute nicht gelungen, eine mehrheitsfähige Antwort auf den katalanischen Nationalismus zu formulieren. Ein Scherbenhaufen, der nicht auf der Straße, sondern letztlich nur am Verhandlungstisch wieder aufgeräumt werden kann.