ÖGfE-Umfrage: In Salzburg trifft hohes Interesse an europäischer Politik auf geringen Informationsstand über das EU-Parlament und steigende Skepsis

Das Interesse am europäischen Geschehen ist in Salzburg hoch. Trotzdem fühlt sich eine Mehrheit nur wenige Wochen vor den Europawahlen schlecht über das Europäische Parlament informiert. Ebenso werden die Auswirkungen der EU-Mitgliedschaft ambivalent bis kritisch beurteilt. Die Menschen sehen die EU vor allem beim Thema Asyl und Migration sowie im sozialen Bereich gefordert. Zu diesen Ergebnissen kommt eine aktuelle Umfrage der Österreichischen Gesellschaft für Europapolitik, die von 12. bis 17. April im Bundesland Salzburg durchgeführt wurde.

Sechs von zehn Salzburgerinnen und Salzburger haben vor, am 9. Juni bei der Europawahl „sicher“ (37 Prozent) oder „eher schon“ (25 Prozent) ihre Stimme abzugeben. Etwas mehr als ein Viertel schließt das „eher“ (17 Prozent) oder „sicher“ (10 Prozent) aus. 11 Prozent äußern sich nicht zu dieser Frage.

Insgesamt 60 Prozent der Befragten fühlen sich über die Arbeit und die Aufgaben des Europäischen Parlaments „eher schlecht“ (42 Prozent) oder „sehr schlecht“ (18 Prozent) informiert. Demgegenüber sagen 30 Prozent, dass ihr Informationsstand „eher gut“ (26 Prozent) oder „sehr gut“ (4 Prozent) ist.

Rund zwei Drittel bezeichnen sich in der Umfrage als „sehr“ (21 Prozent) bzw. „eher“ (47 Prozent) an europäischer Politik interessiert, auf 30 Prozent trifft dies hingegen nicht zu: 22 Prozent sagen, sie seien „eher nicht“, 8 Prozent, sie seien „gar nicht“ daran interessiert.

32 Prozent der Menschen in Salzburg bemerken von der EU-Mitgliedschaft Österreichs vor allem Positives für ihr Bundesland, 28 Prozent sehen dagegen die negativen Seiten überwiegen. Vier von zehn Salzburger:innen haben den Eindruck, dass es für Salzburg keinen Unterschied macht, ob Österreich EU-Mitglied ist oder nicht. In den vergangenen drei Jahren ist die Zahl jener stark – um 13 Prozentpunkte (PP) – zurückgegangen, die die EU-Mitgliedschaft für Salzburg als positiv bewerten, während der negative Wert um 7 PP gestiegen ist.

Geteilt ist das Salzburger Meinungsbild, wenn es darum geht zu beurteilen, wie die anstehenden Herausforderungen für die EU am besten angegangen werden sollten: 45 Prozent (2021: 51 Prozent) glauben, dass „mehr gemeinsames Handeln auf europäischer Ebene“ der Erfolg versprechende Weg wäre, 42 Prozent (2021: 39 Prozent) sind der Ansicht, dass „die EU-Mitgliedstaaten öfter für sich selbst entscheiden sollten“.

Bei Fragen, die die eigene Zukunft betreffen, vertrauen die Befragten in Salzburg – mit 72 Prozent – am ehesten der regionalen Ebene (Landesregierung, Landtag). Die Bundesebene (17 Prozent) und die EU-Ebene (EU-Kommission, EU-Parlament, EU-Rat: 11 Prozent) folgen weit dahinter.

Eine „einheitliche Asyl- und Migrationspolitik“ stellt für die Menschen in Salzburg das wichtigste Thema auf EU-Ebene dar. 54 Prozent sehen dies als einen Bereich, dem sich die EU mit „hoher Priorität“ widmen sollte, während es für 27 Prozent eine „mittlere“ und nur für 11 Prozent eine „niedrige Priorität“ darstellt. Praktisch gleichauf liegt der Wunsch, dass die EU die „Verringerung der Kluft zwischen Arm und Reich“ ganz oben auf ihre To-do-Liste setzt: 53 Prozent sehen dies als „hohe“, 29 Prozent als „mittlere“ und 12 Prozent als „niedrige Priorität“. Eine „stärkere Zusammenarbeit der EU-Länder bei Sicherheit und Verteidigung“ („hohe Priorität“: 49 Prozent) und der Klima- und Umweltschutz („hohe Priorität“: 46 Prozent) folgen auf den weiteren Plätzen.

Ein Vergleich zum Jahr 2021 zeigt, dass das Thema „Klima- und Umweltschutz“ für die Salzburger:innen deutlich an Priorität verloren hat. Die Zahl jener, die ihn als vordringliches Politikfeld für die EU sehen, ist um 18 PP zurückgegangen. Dagegen ist eine europäische Lösung im Bereich Asyl und Migration für die Befragten dringlicher geworden (+ 8 PP), auch die Stärkung der globalen Rolle der EU wird heute als wichtiger (+ 5 PP) empfunden, als dies noch vor drei Jahren der Fall war.

Hintergrund:
Die aktuelle Umfrage wurde von market (
www.market.at) von 12. bis 17. April 2024 im Auftrag der Österreichischen Gesellschaft für Europapolitik (ÖGfE) durchgeführt. Befragt wurden online 600 Personen im Bundesland Salzburg, 16 bis 80 Jahre, repräsentativ für Alter, Geschlecht, Region und Bildung. Maximale statistische Schwankungsbreite ca. +/- 4,1 Prozent. Differenz auf 100 Prozent aufgrund gerundeter Werte. Fehlende Werte auf 100 Prozent = „weiß nicht / keine Angabe“.

Die Umfrage in Salzburg ist Teil einer EU-Bundesländertour der Österreichischen Gesellschaft für Europapolitik im Vorfeld der Europawahlen, bei der sowohl aktuelle bundesländerspezifische Umfragedaten in den Landeshauptstädten präsentiert als auch in Europa Club-Veranstaltungen – in Kooperation mit den ORF-Landesstudios – mit EU-Kandidat:innen und EU-Expert:innen und einem jungen Publikum über die Europawahl diskutiert wird.

Presseaussendung

Grafiken